Martina Wunder

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…und wie wird die Eigenschutzzeit der Haut ermittelt?

Die Sonnenempfindlichkeit der Haut ist abhängig vom Hauttyp und vom UV-Index.

Die Eigenschutzzeit ist die Zeitdauer, für die man im Laufe eines Tages die ungebräunte Haut der Sonne maximal aussetzen kann, ohne dass die Haut rot oder gerötet wird. Je nach Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit zwischen drei Minuten für sehr helle Haut (Hauttyp I) und vierzig Minuten für die mediterrane bräunliche Haut (Hauttyp IV). Sie wird standardisiert bei UV-Index 8 (Mittagssonne im Sommer in Mitteleuropa) angegeben.

Bei höherem UV-Index z.B. im Hochgebirge, am Mittelmeer oder in den Tropen, und bei reflektierender Umgebung wie z.B. Wasser, Schnee oder Sand, ist die Eigenschutzzeit deutlich niedriger. Bei einer, über Wochen an Sonne gewöhnte Haut – jedoch nicht nach Anwendung von Selbstbräunern oder bei Solariumbräune – ist die Eigenschutzzeit höher.

Die heute verwendete Skala der Hauttypen stammt vom US-amerikanische Dermatologe Thomas Fitzpatrick (1919–2003)

Bei dieser gebräuchlichen Klassifikation ist zu beachten, dass die Hautfarbe nur ein Indiz ist. Es ist der prozentuale Gehalt von Eumelanin in der Haut, der für die Hauttypenfrage entscheidend ist. Für die Bestimmung des Hauttyps ist es wichtig die angebräunte Haut bei Tageslicht zu beurteilen. Beobachtetes Bräunungsverhalten und Sonnenbrandneigung sind relativ zuverlässige Indikatoren.

Typ I („keltischer Typ“)
  • Merkmale
    • sehr helle Hautfarbe
    • sehr helle Brustwarzen
    • rötliches oder hellblondes Haar
    • blaue, grüne oder hellgraue Augen
    • Sommersprossen
    • wird nicht braun, sondern bekommt Sommersprossen
    • sehr häufig Sonnenbrand
    • sehr hohes Hautkrebsrisiko
  • Eigenschutzzeit
    • <10 Minuten
  • Empfohlene Sonnenschutzmaßnahmen
    • Schatten vorziehen, besonders über Mittag
    • Hut mit Nackenschutz
    • Arme und Oberkörper geeignet bekleiden
    • Sonnenbrille mit UV-Schutz
    • Nase, Ohren und Lippen besonders schützen
    • Sonnencreme mit angepasstem LSF verwenden
Typ II („nordischer Typ“)
  • Merkmale
    • helle Hautfarbe
    • mäßig pigmentierte Brustwarzen
    • blonde, hellbraune Haare
    • blaue, graue oder grüne Augen
    • oft Sommersprossen
    • langsame, minimale Bräunung
    • häufig Sonnenbrand
    • hohes Hautkrebsrisiko
  • Eigenschutzzeit
    • 10–20 Minuten
  • Empfohlene Sonnenschutzmaßnahmen
    • Schatten vorziehen, besonders über Mittag
    • Hut mit Nackenschutz
    • Arme und Oberkörper geeignet bekleiden
    • Sonnenbrille mit UV-Schutz
    • Nase, Ohren und Lippen besonders schützen
    • Sonnencreme mit angepasstem LSF verwenden
Typ III („Mischtyp“)
  • Merkmale
    • mittelhelle Hautfarbe
    • mäßig braune Brustwarzen
    • dunkelbraunes oder hellbraunes, dunkelblondes Haar, manchmal auch blondes oder schwarzes Haar
    • braune, blaue, grüne oder graue Augen
    • kaum Sommersprossen
    • langsame, aber fortschreitende Bräunung bis hellbraun
    • manchmal Sonnenbrand, es besteht die Gefahr auf Hautkrebs
  • Eigenschutzzeit
    • 20–30 Minuten
  • Empfohlene Sonnenschutzmaßnahmen
    • Sonne über Mittag meiden
    • Kopfbedeckung und Sonnenbrille
    • Lippen und Nacken besonders schützen
    • Sonnencreme mit angepasstem LSF verwenden
Typ IV („mediterraner Typ“)
  • Merkmale
    • bräunliche oder olivfarbene Haut auch in ungebräuntem Zustand
    • dunkle Brustwarzen
    • braunes oder schwarzes Haar
    • braune Augen
    • keine Sommersprossen
    • schnelle Bräunung bis mittelbraun
    • selten Sonnenbrand
    • niedriges Hautkrebsrisiko
  • Eigenschutzzeit
    • >45 Minuten
  • Empfohlene Sonnenschutzmaßnahmen
    • Kopfbedeckung und Sonnenbrille
    • in den Bergen und am Meer Nase, Lippen und Nacken besonders schützen
    • Sonnencreme mit angepasstem LSF verwenden
Typ V
  • Merkmale
    • dunkle bis hellbraune Haut auch in ungebräuntem Zustand, oft ein grauer Unterton
    • schwarzes Haar
    • braune Augen
    • keine Sommersprossen
    • schnelle Bräunung bis dunkelbraun
    • kaum Sonnenbrand
    • niedriges Hautkrebsrisiko, trotzdem ist Vorsicht geboten
  • Eigenschutzzeit
    • >60 Minuten
  • Empfohlene Sonnenschutzmaßnahmen
    • Kopfbedeckung und Sonnenbrille
    • in den Bergen und am Meer Nase, Lippen und Nacken besonders schützen
    • Sonnencreme mit angepasstem LSF verwenden

Typ VI

  • Merkmale
    • dunkelbraune bis schwarze Haut auch in ungebräuntem Zustand
    • schwarzes Haar
    • braune Augen
    • keine Sommersprossen
    • kaum Sonnenbrand
    • niedriges Hautkrebsrisiko
  • Eigenschutzzeit
    • >90 Minuten (länger als bei Hauttyp V)
  • Empfohlene Sonnenschutzmaßnahmen
    • Kopfbedeckung und Sonnenbrille
    • in den Bergen und am Meer Nase, Lippen und Nacken besonders schützen
    • Sonnencreme mit angepasstem LSF verwenden

Wie lange kann ich nun unbesorgt in der Sonne bleiben?

Ihre ermittelte Eigenschutzzeit multiplizieren Sie mit dem Lichtschutzfaktor (=LSF) ihrer Sonnencreme.

Daraus ergibt sich die Zeit, die Sie bei UV-Index 8 theoretisch in der Sonne verbringen können ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Bitte beachten Sie dabei, dass zu dieser Zeit alle Aufenthalte in der Sonne in den letzten 24 Stunden zählen. Nachcremen verlängert niemals Sonnenschutzzeit, sondern erhält den Schutz nur aufrecht. Durch Wasser, Schweiß, Abtrocknen, Sonneneinstahlung lässt der UV-Schutz mit der Zeit nach.

Pfeil

Wenn der UV-Index höher als 8 ist, verkürzt sich auch die Zeit, die Sie ohne einen Sonnenbrand zu bekommen in der Sonne verbringen können.

Es ist also immer sinnvoll, die theoretische Sonnenschutzzeit nicht zu 100% auszunutzen, da

  1. der Hauttyp nur eine Annäherung ist und
  2. der UV-Index auch nicht zu 100% für ihren genauen Standort bekannt ist und es
  3. noch weitere Faktoren gibt, wie z.B. Medikamente, die die Eigenschutzzeit verkürzen können.

Wenn Sie also z.B Hauttyp 3 für sich ermittelt haben und eine Sonnencreme mit LSF 20 verwenden, dann beträgt die Schutzzeit maximal 600 Minuten = 10 Stunden (30 Minuten x 20 LSF = 600 Minuten). Damit Sie aber auf der sicheren Seite sind, empfehlen viele Hautärzte und auch wir, das Team von besser gesund, bereits nach zwei Drittel der berechneten Zeit aus der Sonne zu gehen. In diesem Beispiel dann nach 400 Minuten = 6,7 Stunden.

Dann creme ich doch gleich mit LSF 50 ein und bin auf der sicheren Seite, oder nicht?


Eine Creme mit LSF 15 blockiert etwa 95 % der UV-Strahlung, eine Creme mit LSF 30 schützt Sie vor 96,7% der UVB-Strahlen und eine Sonnenschutzprodukt mit LSF 50 hält etwa 98,3% der UVB-Strahlen ab.

Sie sehen, der Unterschied zwischen LSF 30 und 50 ist gar nicht so groß. Lediglich 1,6% mehr UV-Strahlung wird abgehalten. Das ist relevant, wenn eine besondere Situation vorliegt, sehr helle, empfindliche Haut, sehr hoher UV-Index oder z.B. die Einnahme bestimmter Medikamente. Ob man aber mit LSF 50 wesentlich länger in der Sonne bleiben sollte als mit LSF 30 darf bezweifelt werden.